Besuch einer Wandergesellin

Besuch einer Wandergesellin an der Adam-Müller-Schule in Miesau

 

Am Mittwoch den 06.12.2017 hat uns Frenny, fremde Polsterin  des Freien Begegnungsschachtes, besucht. Sie sprach mit interessierten Schülerinnen und Schülern über die Wanderschaft, auch Tippelei oder Walz genannt. Dabei beantwortete sie geduldig alle Fragen und erzählte von ihren Erfahrungen, die sie auf Wanderschaft gemacht hat.

Der Freie Begegnungsschacht (FBS) wurde im März 1986 gegründet und ist ein Zusammenschluss von Handwerksgesellen/in mit abgeschlossener Gesellenausbildung, die auf traditioneller Wanderschaft sind oder waren.

Früher war es sogar mal Pflicht, heute gilt es als etwas Besonderes.

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Die Klasse 8Hb erhält Besuch von einer Wandergesellin

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Wandergesellin Frenny erzählt in der 8Hb von ihrer Wanderschaft

 

 

 

 

Bevor es auf die Walz geht

Nicht jeder kann so einfach auf die Wanderschaft gehen, einige Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein. Die Regeln unterscheiden sich von Gesellenvereinigung zu Gesellenvereinigung, auch Schächte genannt. Grundsätzlich gilt meistens: Wandergesellen/in müssen ledig, noch kinderlos und schuldenfrei sein. Weitere Voraussetzungen: eine abgeschlossene Lehre, denn nur Gesellen/in können auf Wanderschaft gehen.

Dazu kommt der Abstand zum Heimatort, den alle zünftigen Gesellen/in währen der Wanderjahre wahren müssen, meist sind dies um die 50 Kilometer. Um sicher zu sein, dass dieser Abstand, auch Bannmeile genannt, nicht überschritten wird, ziehen viele Wandernde auf der Karte einen Kreis in der festgeschriebenen Größe um die eigene Stadt herum. Ein eigenes Fahrzeug dürfen die Gesellen nicht benutzen und sind deshalb per Anhalter unterwegs. Auch ein Handy dürfen die Gesellen nicht besitzen.

Wenn es losgeht mit der Walz, wird der Neuling in der Regel von einem anderen Wandergesellen abgeholt, dieser begleitet ihn während der ersten Monate und weist ihn oder sie in das Regelwerk der Walz ein. Darunter fallen auch die zahlreichen geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der Walz. Dazu gehören vor allem die Ehrbarkeit, also Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Achtung vor der Ehre der Mitmenschen und Gewaltlosigkeit.

 

 

Warum auf Wanderschaft?

Zünftige Gesellen sind ständig unterwegs, haben keine feste Bleibe und wissen oft nicht was der nächste Tag so bringt. Wer sich aber einmal für die Wanderschaft entschieden hat, den erwarten viele neue Orte und Menschen, Abenteuer und viel Lebenserfahrung.

Die traditionelle Reisedauer beträgt drei Jahren und einen Tag.

Daneben ist die Tippelei aber auch so etwas wie eine lange Fortbildungsreise. Wandernde arbeiten bei anderen Betrieben, lernen andere Arbeitstechniken und Arbeitsabläufe kennen.

 

 

Mit Schächten oder als Freireisender

Wer auf die Walz gehen will hat zwei Möglichkeiten. Entweder man schließt sich einer der Schächte – also Handwerksvereinigung – an oder geht als Freireisender auf Wanderschaft.

 

Schächte:

  • Rolandschacht
  • Freier Begegnungsschacht
  • Rechtsschaffende fremde Zimmerer und Schieferdecker
  • Rechtsschaffende fremde Maurer und Steinhauer
  • Fremder Freiheitsschacht
  • Axt und Kelle
  • Freie Vogtländer

 

 

 

Was du dabei haben solltest

Jeder Schacht hat seine eigene Riten und Regeln, dazu gehört auch die Kleidung, auch Kluft genannt, die während der Wanderschaft getragen wird.

Zur Kluft gehört:

  • Staude, ein weißes Hemd mit Stehkragen
  • Zunfthose
  • Zunftweste
  • Jackett mit Perlmuttknöpfen in den Farben des jeweiligen Gewerks
  • Zylinder, Melone oder Schlapphut
  • Ehrbarkeit, ein gehäkeltes Band, welches an der Staude befestigt wird und als äußeres Zeichen zur Zugehörigkeit eines Schachtes getragen wird.
  • schwarze Schuhe

Zudem hat jeder Wandergeselle einen Wanderstock, der als Stenz bezeichnet wird und meistens aus gedrehtem Holz ist. Das wenige an Hab und Gut, das die Wandergesellen dabei haben dürfen, tragen sie im Charlottenburger, einem Stofftuch, herum.

 

Wir bedanken uns für die die tollen Gespräche mit Frenny und wünschen Ihr eine „Fixe Tippelei“!